Samstag, 2. Januar 2021

Traumtagebuch

 

So wie wir unsere anderen Fähigkeiten ausbilden, können wir auch die Kunst des Träumens kultivieren. Aktives Träumen ist eine Methode, mit der wir die grenzenlose Kreativität unseres Geistes, unsere innere Kraft kennen und nutzen lernen, um Erfahrungen mit unserer eigenen Wirklichkeit, unserer Natur machen zu können. Dann ist Träumen eine spirituelle Praxis, die uns hilft, unser Leben zu vereinfachen und glücklicher zu sein. 

Wie aber schafft man es, den flüchtigen Stoff der Träume einzufangen? Wie bekommt man Zugang zu diesem Zustand der inneren Realität?

Ein guter Anfang ist es, ein Traumtagebuch zu führen.

Für meine Nacht-Notizen benutze ich ein Schulheft DIN A4 und einen Bleistift, mit dem ich auch im Dunkeln sicher schreiben kann. Es liegt samt einer Taschenlampe einsatzbereit neben dem Bett. Ich notiere so schnell und so genau wie möglich alles, an was ich mich erinnere. Man kann auch ein Diktiergerät benutzen. Am nächsten Tag übertrage ich das Gekritzel in den Computer. Außerdem nutze ich ein Scetchbook, in das ich Zeichnungen oder Skizzen ergänzen kann. Jeder Traum bekommt einen Titel, und ich erfasse neben dem Datum drei weitere wichtige Dinge: wie waren meine Gefühle beim Aufwachen? Und: hat dieser Traum einen Bezug zur Realität, erkenne ich Orte, Personen? Die Träume werden gelabelt, so entsteht meine Traum-Datenbank. Zur Verstärkung meines Gewahrseins nehme ich mir häufig eine reale Aktion vor - ich gehe etwas einkaufen, was mir im Traum begegnet ist, ich zeichne ein Bild, ich koche etwas oder ich schreibe ein kleines Gedicht .. 

Ich beobachte und notiere auch, was mir im Alltag an Nicht-Alltäglichem begegnet - welche Botschaft hat die Welt an mich, was ist es, was ich gerade jetzt wissen soll?

Das Bewußtsein ist ein Kontinuum, und auf diese Weise trainieren wir unsere Wahrnehmung dafür. Dieser kreative Prozeß macht Spaß - uns begegnen so viele Dinge im Traum, so viel Unbekanntes. Personen, Tiere, Erscheinungen, Symbole - wenn wir dem achtsam nachgehen, erweitern wir unser Gesichtsfeld, denn im Traum ist das Bewußtsein nicht an einen Körper mit seinen 3 Dimensionen gebunden. Blicken wir auf unsere Beobachtungen, könnte es sein, daß wir zu bestimmten Dingen mehr wissen wollen. Fassen wir dies doch in eine Frage, einen einfachen Satz ans Universum. Wir werden Antworten bekommen - tags wie nachts - wenn wir nur genau hinschauen und hinhören.

Wenn wir unvoreingenommen erfassen und beobachten, verstärkt sich das Gewahrsam von allein und die Grenzen von Wachsein, Schlaf und Traum werden durchlässiger. Es kann uns mit viel Training und Hingabe gelingen, aus eigener Kraft, auch im wachen Zustand auf die unbegrenzten Ressourcen der Multidimensionalität Zugriff zu bekommen. Wir brauchen uns dafür nicht der gefährlichen Hilfsmittel der bewußtseinserweiternden Kategorien zu bedienen, wir bleiben jederzeit Herr der Lage und holen uns selbst an dem Ort ab, an dem wir gerade sind.  

Durch den Boom der sog. "Neurowissenschaften" gibt es unzählige Bücher, die sich mit der Interpretation der Symbolik einzelner Bilder befassen, die uns im Traum erscheinen.

Wir sollten uns bewußt sein, daß die Deutung dieser Traumbilder sehr individuell und insbesondere vom jeweiligen Zustand der Seele abhängig ist - sie kann keinesfalls verallgemeinert werden. 

Daher sollten wir uns nicht auf fremde Meinungen verlassen, sondern versuchen, eine eigene, nur für uns selbst gültige Kunst der Traumdeutung zu schaffen. Dies geschieht durch geduldiges Beobachten der eigenen Träume, durch Erforschen ihrer Muster, ihrer Gesetzmäßigkeiten und ihrer Zusammenhänge mit den Tagesereignissen. Dazu benötigen wir ein Traumtagebuch.

Unser Traumtagebuch kann das wichtigste Buch unseres Lebens werden.


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